Martin | Wien
Da drüben der kleine Bereich ist die Hundezone. Da haben sie Rindenmulch aufgeschüttet und gesagt, da können die Hunde ihre Geschäfte erledigen. Der Bereich ist aber zu klein und nicht schön. Ich habe dem Bezirksvorsteher geschrieben, warum keine eingezäunte Hundezone gebaut wurde. Dafür ist die Fläche aber leider, laut Tierschutzombudsstelle, zu klein. Außerdem sollen wir Hundebesitzer froh sein, dass Hunde überhaupt erlaubt sind im Park, weil die Anwohner haben sich anscheinend in einer Bürger:innenbeteiligung gegen Hunde im Park ausgesprochen. Ich wusste nicht, dass man sich hier aktiv für Hunde aussprechen musste, weil ich dachte, dass auch Hunde die Berechtigung haben hier zu leben. Ich verstehe, dass manche Anwohner keine Hunde mögen, wenn sie nachts bellen, aber wir wohnen hier an einem Platz mit Schule und Spielplatz. Tagsüber machen die Kinder und Schüler Lärm und nachts die Jugendlichen und Alkis, da sollten die Hunde nicht das Problem sein. Vor allem die Schule hier ist katastrophal und die Schüler müllen den ganzen Platz zu und attackieren alte Leute und Tiere. Die Jugend weiß sich überhaupt nicht zu benehmen, aber ich denke, dass die Jugend hier nicht stellvertretend für die Jugend von heute steht. Die reden hier alle, als wären sie live im Twitch-Stream. Wo ich aufgewachsen bin, war es anders. Ich bin aus der Steiermark und bestimmt macht auch das Aufwachsen auf dem Land oder der Großstadt einen Unterschied.


Was bedeutet Fußball für dich?
Sehr viel. Vor allem verdiene ich damit mein Geld. Ich begeistere mich aber für viele Sportsachen. Anschauen, Mitfiebern, als Fan und auch wenn man es jetzt nicht erkennt, ich mache eigentlich auch viel Sport. Zurzeit meist Padel und früher sehr viel Tennis. Dass ich mein Geld mit Fußball verdiene, liegt auch daran, dass es in Österreich nur wenige Sportarten gibt, die genug Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit genießen.
Redest du schon immer so gerne?
Meine Mama sagt immer, dass ich relativ spät zu reden begonnen habe und das muss ich jetzt alles aufholen. In der Schule bin ich auch immer einer der Lauteren gewesen. Daraus wurde aber erst nichts Berufliches und ich habe angefangen Publizistik in Wien zu studieren, bald darauf aber wieder abgebrochen und einen Lehrgang für Sportjournalismus in Salzburg gefunden. und absolviert.
Kam es schon zu Problemen als ‚einer der Lauteren‘?
Ja, in der Schule. Ich hatte einen Fünfer in Englisch. Kein Problem, dann habe ich aber gesehen, dass meine Sitznachbarin einen Vierer hatte, obwohl sie genauso viele Punkte wie ich hatte. Dann ging ich vor zur Lehrerin, aber die schaut blöd und ging dann zur Sitznachbarin und gibt ihr einfach einen Punkt mehr. Dann habe ich gesagt: „Das ist jetzt nicht ihr Ernst“ und sie sagt „ ich kann alles machen“. Dann habe ich aus Protest meine Schularbeit zerrissen.
Wie wichtig ist dir Gerechtigkeit?
Ich habe ein extremes Gerechtigkeitsgefühl. Früher hatte ich höchsten Respekt vor der Polizei, aber in letzter Zeit wollten sie mir immer wieder Strafen für Sachen aufbrummen, die ich nicht gemacht habe. Die haben mir jetzt schon dreimal einen Strafzettel für das Hantieren mit dem Telefon am Steuer geben wollen, obwohl ich eine Freisprecheinrichtung habe. Zweimal konnte ich die Strafe abwenden, aber beim letzten Mal musste ich bezahlen und da sinkt der Respekt dann etwas. Viele Hundebesitzer benehmen sich auch wie Trottel, die lassen ihren Hund hier in der Mitte vom Platz hinscheißen und räumen es nicht weg. Wo es meinem Hund mal nicht so gut ging, habe ich auch schon die Gießkanne mitgenommen und habe selbst den Fleck nach dem Wegräumen weggespült, da ich so ein schlechtes Gewissen hatte. Die Polizei sagt bei den Hundebesitzern nichts, aber stehen dahinten in der Straße und warten, bis einer statt 30, 33 Km/h fährt.


Hast du die WM in Katar geschaut?
Nein. Ich bin zwar ein riesen Fußballfan, aber bei dieser WM ist so Vieles falsch gelaufen. Jetzt gar nicht nur vom Land Katar, aber vor allem durch die FIFA. Allgemein sollte eine WM nur in einer Region stattfinden, die für Fußball ausgelegt ist und nicht alle Stadien neu gebaut werden müssen, ohne sie danach weiter verwenden zu können. Was für eine unglaubliche Ressourcenverschwendung. In Brasilien war es auch nicht viel besser. Da haben sie einen Staudamm gebaut und ganze Dörfer ausgerottet, da die kein Wasser mehr gehabt haben.
Wie ist dein Verhältnis zu Autoritäten?
Ein Autoritätsproblem habe ich keins, sonst könnte ich meinen Job nicht machen. Zudem bin ich selbst Autoritätsperson. Meine Mitarbeiter sollten das machen, was ich sage, aber ich muss gleichfalls das machen, was meine Chefs über mir sagen. Ich mag es selbst aber gar nicht, wenn die Leute mich mit Chef ansprechen. Auch wenn ich manche Sachen zu entscheiden habe, finde ich, dass wir alle gleichgestellt sind und der Erfolg der Sendung durch alle im Team abhängt.
Zeigt sich der ‚wahre‘ Charakter eines Menschen erst, wenn man Macht hat?
Das hängt sehr von der Person ab. Ich glaube nicht, dass ich mich z.B. verändert habe.
Was ist dein Motto fürs Leben?
Die Frage ist mir noch nie über den Weg gelaufen. Ich bin immer einer, der gerne Spaß hat. Was ich nicht gern mag, ist, wenn mir da jemand reinreden mag. Wenn ich dumme Sachen mag, ist das ja kein Problem, aber wenn ich meinen Spaß habe und laut bin, vor allem wenn ich was getrunken habe, lass ich mich nicht davon abbringen.
Was stimmt dich optimistisch für die Zukunft?
Aktuell? Gar nicht so viel. Gerade haben wir Corona hinter uns und nun haben wir den Krieg. Das belastet mich. Positiv stimmt mich aber mein Lebensweg. Ich hatte erst viele Nebenjobs, dann habe ich als Croupier im Casino gearbeitet, wurde aber gekündigt, dann wurde ich krank und konnte lange nicht arbeiten. Dann habe ich am Flughafen im Catering gearbeitet, bis ich irgendwann über sieben Ecken einen Job als Grafiker bei einem Fernsehsender bekommen habe. Die haben mich über die Zeit kennengelernt und haben gesagt, ich soll vor die Kamera. Das war eine Talkrunde, in der lustig über Fußball geredet wurde. Irgendwann habe ich dann als Redakteur hinter die Kamera gewechselt und vor einem Jahr wurde ich Leiter der Sendung. Und wenn der Job mal gestrichen wird, habe ich das Vertrauen, dass wenn man seine Sache gut macht, sich immer neue Chancen im Leben auftun.